Anmusterung: 24. November 07 in Hamburg
Abmusterung: 08. Juni 07 in Hamburg
Schiff: „Shanghai Express“ (SHX)
Service: EU2
TEU Stellplätze: 7506
Tragfähigkeit (t):
100003
Geschwindigkeit:
25,0 kn 
Kühlcontainer: 700
Gesamtlänge (m):
320,38
Gesamtbreite (m):
42,88
Bruttoraumzahl:
88493
Nettoraumzahl:
36175
Leistung (kW): 68640
Baujahr:
2002
Rufzeichen: DPCK
Position: http://www.sailwx.info/shiptrack/shipposition.phtml?call=DPCK
Hapag-Lloyd tauft zweiten Riesen
Die Hamburger Traditionsreederei "SHANGHAI EXPRESS" hat einen der größten Containerfrachter der Welt in Dienst gestellt.
Von Rainer Horn
Shanghai -
Mehr als 30 Meter hoch erhebt sich die schwarze Bordwand aus dem brackigen Wasser des Huangpu-Flusses. Kleine Fischerboote, Schlepperverbände und verrostete Motorschiffe tauchen aus dem Vorhang aus Nieselregen auf und verschwinden wieder in der Weite des Flussdeltas. Mit seiner Länge von 320 Metern scheint der Containerriese dagegen majestätisch, so als wollte er die Kaianlage im Hafen von Shanghai unter sich erdrücken. Auf dem acht Zentimeter dickem Stahl steht in großen, weißen Lettern der Name des stolzen Schiffeigners: Hapag-Lloyd. Vor mehr als 200 geladenen Gästen hat die Hamburger Traditionsreederei am Sonnabend in der chinesischen Hafen- und Partnerstadt Hamburgs ihren zweiten Containerriesen auf den Namen "Shanghai Express" getauft. Mit einer Kapazität von mehr als 7500 Standardcontainern (TEU) und einer Tragfähigkeit von rund 100 000 Tonnen gehört die "Shanghai Express" zu den größten Containerfrachtern, die derzeit auf den Weltmeeren fahren. Sie ist der zweite Neubau in einer Serie von vier Schiffen, die Hapag bei der koreanischen Hyundai-Werft bestellt hat und die bis Frühjahr 2003 abgeliefert werden. Der erste Superfrachter, die "Hamburg Express", war im November 2001 in der Hansestadt getauft worden. Die Bauzeit für jedes der rund 80 Millionen Dollar teuren Schiffe ist nur neun Monate. Der Containerriese, größer als drei Fußballfelder, wird von einer 93 000 PS starken MAN-Maschine angetrieben und bis auf maximal 25 Knoten beschleunigt. Der Zwölfzylinder hat die Ausmaße eines Einfamilienhauses: fast 14 Meter hoch, 25 Meter lang und 2157 Tonnen schwer. "Es gibt derzeit keine größere Schiffsmaschine auf der Welt", sagte MAN-Vorstandschef Rudolf Rupprecht, dessen Ehefrau Doris die "Shanghai Express" taufte. In beladenem Zustand hat der Gigant der Meere aus voller Fahrt einen Bremsweg von acht bis zehn Kilometern. "Im Notfall kann ich das Schiff auch schneller stoppen, aber solche Manöver belasten die Maschine sehr", sagt Kapitän Dietmar Rüdiger. Der 41 Jahre alte Vater von drei Kindern aus Meißen fuhr die "Shanghai Express" vergangene Woche von Korea nach Shanghai zur Taufe und steuert sie jetzt bereits auf ihrer Jungfernfahrt über Hongkong, Singapur, den Suez-Kanal und Southampton in ihren Heimathafen Hamburg. Geplante Ankunft ist am 2. Mai. Für die anschließenden Rundfahrten im Asiendienst wird die "Shanghai Express" jeweils acht Wochen unterwegs sein. "Der Containerverkehr wird langfristig eine Wachstumsbranche sein", sagte Michael Behrendt, Vorstandschef von Hapag-Lloyd, in Shanghai. "Eine ganz wichtige Rolle wird dabei die Region Asien spielen, auf die mehr als 40 Prozent unseres Transportvolumens entfällt." Im vergangenen Jahr transportierte die Hamburger Reederei mit ihren nun 30 Containerschiffen weltweit mehr als 1,7 Millionen Container, ein Plus von acht Prozent zum Vorjahr.
erschienen am 8. April 2002 im Hamburger Abendblatt
Hamburgs Gigant der Meere
HAPAG-LLOYD An Bord des größten Containerschiffs der Welt. Allein das Ruder der "Shanghai Express" hat die Fläche einer Drei-Zimmer- Wohnung.
Von Rolf Zamponi
Hamburg -
Es wird Nachmittag auf dem englischen Kanal. Tiefblaue See, kaum Wind, viel Sonne und ein paar Schönwetterwölkchen über den Kreidefelsen von Dover. Vier Fähren sind unterwegs, von hier bis drüben nach Calais. Zwei in jede Richtung. Sie muss genau zwischendurch. Zwei Seemeilen hinter der von links herannahenden Fähre wird das weltgrößte Containerschiff deren Kielwasser kreuzen - so zeigt es der Kursstrahl auf dem Bildschirm des Radars. Eine sichere Sache. Deshalb hat der Kapitän auf der Brücke der "Shanghai Express" nur einen kurzen Blick für das Instrument. Der Berliner Axel Werth, 43, schaut auf den digitalen Geschwindigkeitsmesser. Die Anzeige springt auf 29. "Mensch", sagt der Kapitän, "wenn wir auch noch die 30 Knoten schaffen." Mit 25 Knoten ist das Schiff angegeben. Aber die zwölf Zylinder des mit 93 360 PS größten Turbodiesels der Welt schaffen mehr. Bringen die ein Meter starke Schraubenwelle auf 94 Umdrehungen pro Minute. Das schafft ein Tempo, das sich am besten auf dem Vorschiff erfühlen lässt. Weit ab vom Höllenlärm der über mehr als drei Decks reichenden Maschine. Bis in elf Meter Höhe hinauf zischt die Nordsee, wenn sie der 320 Meter lange, knapp 43 Meter breite Schiffskörper durchschneidet. Mehrere Meter unter der Oberfläche drängt der stromlinienförmige Wulstbug voran. Geschwindigkeit ist kein Selbstzweck für die "Shanghai Express", neben der Hapag-Lloyd-Schwester "Hamburg Express", nicht nur das größte, sondern auch eines der schnellsten Containerschiffe der Welt. Die 29 Knoten oder fast 54 km/h sorgen dafür, dass der enge Fahrplan zwischen China und Europa eingehalten werden kann. "Die Häfen kommen derzeit beim Beladen einfach nicht nach", weiß Kapitän Werth. So bringt das Ausladen von 1665, und das Einladen von 1130 Boxen - so viel wie ein mittelgroßes Schiff insgesamt fasst - dem Hapag-Riesen in Southampton mehr als zwölf Stunden Verspätung ein. Und doch sind bis Hamburg bei 26 Stunden Fahrzeit drei Stunden wieder aufgeholt. Immer mehr annähernd so große Schiffe wie die "Shanghai Express", die Platz für mehr als 7500 je 20 Fuß (6,05 Meter) lange Standardcontainer (TEU) hat, sind unterwegs. 157 Frachter mit Kapazitäten von mehr als 5000 TEU setzen allein die 15 größten Linienreedereien ein, so der Verband Deutscher Reeder. Und die deutsche Klassifikationsgesellschaft Germanischer Lloyd (GL), weltweit führend bei der Überwachung von Containerfrachtern, betreut weitere 20 Neubauten über 5500 TEU. "Der Trend zur Größe ist da", sagt GL-Sprecher Claus-Peter Davenport. Über sechs bis sieben Prozent jährliches Wachstum beim Transport der Boxen wundert sich seit Jahren niemand mehr. Und Hapag-Lloyd will nach einem Volumen von 1,7 Millionen TEU 2001 auch in diesem Jahr um mehr als zehn Prozent zulegen, erwartet Linienschifffahrtsvorstand Günther Casjens. Solche Containermassen sind nur noch mit immer größeren Frachtern zu bewältigen. Von der Brücke auf Deck sieben oder 30 Meter über dem Verladekai wirken die Männer des Southampton Container Terminals wie Figuren in einer Modellbahnlandschaft. Und für die Kontrolle der neun Containerluken, die bis zu neun Lagen oder fast 22 Meter tief in den Schiffsbauch hinunterreichen, braucht der 1. Offizier Tilman Hebekus jetzt zwei Tage statt wie bisher gewohnt einen. "Der Unterschied zu den bisherigen Schiffen ist schlicht die Größe", sagt Ralf Kühne, der Leitende Ingenieur. Der Rostocker, genau wie Kapitän Werth ehemals Offizier bei der DDR-Reederei DSR, ist mit den Dimensionen der "Shanghai Express" gut vertraut. Vier Monate lang hat er bei Hyundai in Korea den Bau beaufsichtigt. Und im November geht der Vater von zwei Kindern erneut dorthin, um dasselbe beim vierten Serienschiff zu tun. Deren gewaltigen Ausmaße machen auch vor den Maschinenräumen nicht halt. Die direkt unter dem Hauptdeck über die ganze Länge führenden Gänge auf jeder Seite scheinen sich im Unendlichen zu verlieren. 80 Zentimeter misst die größte Leitung, über die Seewasser als Kühlmittel eingesogen wird. Und wenn der Riese in Rotterdam zum Füllen der 11 000-Tonnen-Tanks für Schweröl festmacht, bringt das selbst die Versorger in Europas wichtigstem Ölhafen ins Schwitzen. Jetzt steht Kühne tief unten und ganz hinten im Schiff auf der Rudermaschine. Erstmals arbeiten dort zwei Hydaulik-Pumpen auf einmal, um das Ruder zu bewegen. Kein Wunder. Immerhin misst es mit 74 Quadratmeter Fläche so viel wie eine kleine Drei-Zimmer-Wohnung. Hinter der "Shanghai Express" quirlt der 9,10 Meter hohe, 100-Tonnen-Propeller einen grün-weißen Teppich aus Wasser und Gischt in die sonst ruhige Nordsee. Mit 3973 Boxen der Standardgröße sowie der doppelt so langen 40-Fuß-Container, die einen kompletten Lkw-Auflieger füllen, steuert das Schiff jetzt Kurs Hamburg. In 29 Boxen sind sensible Chemikalien und Flüssigkeiten. 69 müssen gekühlt werden, damit das gefrorene Hühner- oder Krebsfleisch sowie die eingelagerten Spinatbällchen nicht verderben. Alle Ladung zusammen bringt die "Shanghai Express" auf 11,80 Meter Tiefgang. Ein gutes Stück weniger als die möglichen 14,50 Meter und auch nicht zu viel für die je nach Tide für Tiefgänge von 12,50 bis 13,50 Metern ausgebaute Elbe. Dennoch diskutiert Kapitän Werth mit dem Terminalmanager in Southampton die Abfahrtszeit. Acht Uhr am Vormittag ist für diesen Donnerstag der späteste Termin. "Sonst schaffe ich die Flut nicht", sagt Werth. Das Laden ist um vier Uhr beendet. Abgelegt wird um sechs. Da ist der Elblotse, der erst gegen Mitternacht gebraucht wird, lange an Bord. Der Kapitän hat Bruno Hopp aus Cuxhaven einfliegen lassen, damit er nicht für das Versetzen frühzeitig die Geschwindigkeit drosseln oder gar stoppen muss. "Da ist schnell mal eine Stunde verloren", weiß auch Hopp. Gerade die großen Pötte wollen sich das nicht leisten. Da Hopp an Bord ist, gibt es keine Unterbrechung. Vom Feuerschiff Elbe 1 bis fast nach Cuxhaven braucht die "Shanghai Express" ihre Geschwindigkeit kaum zu drosseln. Auch in der Elbmündung macht sie noch 22 Knoten. Freitag, vier Uhr morgens - Brunsbüttel. Dichter Nebel hüllt das Schiff zwei Stunden lang ein, bis Wedel in Sicht kommt. Gegen halb sieben, der Hafenlotse kommt gerade auf die Brücke, schiebt sich ein schmaler Streifen der glutroten Sonne eben über den Süllberg. Weiter flussaufwärts warten drei hochgeklappte Containerbrücken am Athabaskakai der Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG auf ihren Einsatz. Auch die noch notwendige Drehung des Riesen scheint trotz des engen Fahrwassers wie Routine. Die 3400 PS des Bugstrahlruders werden dazu unterstützt von einem Bugsier- und ein Kotug-Schlepper der niederländischen Konkurrenz in friedlicher Eintracht. Um acht Uhr macht das Schiff fest. Die fünf deutschen Seeleute und der Österreicher an Bord haben Urlaub - die "Shanghai Express" nicht. Sie ist als Linienschiff ständig unterwegs und wird wiederkommen. Versprochen. Der Tag ist schon festgelegt. Im Fahrplan. Es ist der 18. Oktober. Auf dem Kanal ist die "Shanghai Express" die Schnellste: 29 Knoten entsprechen 53,7 km/h. An Bord ist Platz für bis zu 17 Container nebeneinander. 16 Lagen der Boxen können übereinander gestapelt werden - neun im Bauch, sieben auf Deck.
erschienen am 31. August 2002 im Hamburger Abendblatt
"Shanghai Express" am Container Terminal Altenwerder
Foto von Hapag-Lloyd.de
